Mag. Esther Handschin

ist Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche und stellvertretende Präsidentin der Österreichischen Bibelgesellschaft.

Was bedeutet mir die Bibel?

Die Bibel ist ein Lebensbuch. Je älter ich werde, desto mehr fasziniert mich das. In meiner Kindheit ging es darum, die Geschichten aus der Bibel kennen zu lernen. David, Petrus oder Gideon haben mich fasziniert. In der Jugend, als es darum ging, mir meiner Identität bewusst zu werden, wurden mir die Briefe des Apostels Paulus wichtig. Hier fanden meine Gefühle und mein Glauben und Nichtglauben Ausdruck und Sprache. Durch die Musik und das gesungene Wort entdeckte ich die Welt der Psalmen und die Texte der Passionserzählungen gingen mir unter die Haut. Als Religionslehrerin ging ich mit den Schülerinnen und Schüler auf die Schöpfungsgeschichten und die Anfangstexte der Bibel ein. Mit jeder Gruppe wurde das Bild um eine Facette reicher, weil mir neue Zusammenhänge aufgegangen sind. Mit Menschen, die sich erstmals dem christlichen Glauben zugewendet haben, habe ich die Erzählungen über Jesus in den Evangelien neu zu verstehen gelernt. Im Lauf der Jahre habe ich dank des Weltgebetstages der Frauen so manche Frauengeschichte aus der Bibel kennenlernen können, gelesen und interpretiert von Frauen aus einer ganz anderen Gegend dieser Erde.

Was wird als Nächstes kommen? Wie wird die Bibel zu mir sprechen, wenn ich ernsthafter krank werde oder wenn die Kräfte meines Körpers nachlassen? Ich werde mich weiterhin von den Texten der Bibel überraschen lassen. Denn eines habe ich über die Jahre gelernt: Auch wenn ich eine Geschichte oder Textpassage zu kennen meine, die manchmal sehr fremden Texte der Bibel fordern mich heraus und lassen mich im Glauben wachsen. Sie zeigen mir immer wieder neue Seiten des Gottes, dem ich mein Leben anvertraut habe.

  

Warum engagiere ich mich in der Bibelgesellschaft?

Dass die Bibel inzwischen in so viele Sprachen übersetzt worden ist, ist ein großes Geschenk. Ich bin in meiner Tätigkeit als Pastorin sehr dankbar, dass ich Menschen, die der deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind, dank der Bibelgesellschaft die Heilige Schrift in ihrer Sprache in die Hand geben kann. So können sie selbst den Schatz entdecken, der in Gottes Wort liegt. Und manchmal hilft auch eine Kinderbibel in einfacher deutscher Sprache, die ersten Schritte in der Sprache der neuen Heimat zu wagen.