Namibia - Eine Kinderbibel, sieben Sprachen
Mit der Übersetzung und Veröffentlichung einer Kinderbibel in sieben lokale Sprachen gibt es in Namibia erstmals Kinderbibeln nicht nur auf Afrikaans oder Englisch.
Inzwischen sind alle Übersetzungen abgeschlossen. In vier Sprachen (Oshikwanyama, Oshindonga, Khoekhoegowab, Otjiherero) liegt bereits die gedruckte Kinderbibel vor und schenkt Kindern viel Freude. Die Kinderbibel in Otjiherero wird in der Region Kuene in Schulen, Kindergärten, Kirchen und Sozialzentren verteilt. „Es ist so wichtig, dass die Kinder die biblischen Geschichten von klein auf kennenlernen“, ist Ismael, der eine christliche Schule leitet, überzeugt. Dank der neuen Bibelübersetzung hören die Schülerinnen und Schüler die biblische Botschaft nun zum ersten Mal in ihrer Muttersprache. Einer davon ist Josef, der neugierig in der neuen Kinderbibel blättert. Er besucht eine Schule in der nordwestlich gelegenen Region Kunene. Hier werden in fünf Klassen 95 Kinder verschiedener Ethnien unterrichtet, darunter Himba, Dhimba und Herero. Die Schülerinnen und Schüler sind zwischen sechs und 18 Jahre alt. Unter der Woche wohnen 60 Schülerinnen und Schüler hier; alle anderen müssen täglich bis zu einstündige Schulwege auf sich nehmen, weil nicht genügend Platz im Internat ist. In vielen Familien ist es üblich, dass ein bis zwei der Kinder zumindest teilweise zur Schule geschickt werden; die anderen müssen nach den Tieren sehen und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Da an vielen Orten die mündlich geprägte Kultur noch vorherrschend ist, werden die Geschichten auch als Hörbuch aufgenommen und über solarbetriebene Abspielgeräte zugänglich gemacht.
Die Kinderbibeln finden großen Anklang bei den Kindern. Zurzeit erhält jede Schulklasse eine Kinderbibel und dazu ein solarbetriebenes Abspielgerät. Die Begeisterung und Freude der Kinder, die für ihre Klasse eine Kinderbibel erhalten, bestärken Schalk Botha, der die Bibelgesellschaft in Namibia leitet, in seinem Traum: „Langfristig möchten wir, dass jedes Kind in Namibia eine persönliche Kinderbibel in seiner Muttersprache erhalten kann. Dann werden die Kinder mit den biblischen Geschichten vertraut und wachsen mit ihnen auf. Wir wünschen uns, dass sie über diese Kinderbibel auch den Weg in die Gemeinden finden und sich dort einmal selbst engagieren.“ Heuer werden die zu Jahresende 2022 fertiggestellten restlichen drei Übersetzungen bei den jeweiligen Volksgruppen „getestet“, bevor die entsprechenden Kinderbibeln gedruckt und die Hörbibelaufnahmen gemacht werden.
Bibel als Luxusgut
In Namibia sind Armut und Reichtum sehr ungleich verteilt. 45 Prozent der Menschen leben in Wellblechhütten, oft ohne Strom und Wasser. Besonders in ländlichen Gebieten leben die Menschen von Viehwirtschaft und sind ständig von Dürre und Armut bedroht. Viele Familien in Namibia wohnen in einem Kraal. Das ist eine sehr einfache Lehmhütte, umgeben von einem palisadenartigen Strauchwall. Darin halten sie ihre Tiere, vor allem Ziegen, Schafe und Rinder. Die Familien besitzen wenig. Die Bibel hingegen ist in einem Land, in dem über die Hälfte der Bevölkerung Hunger leidet, ein Luxusgut. Obwohl in dem südwestafrikanischen Land die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung Christinnen und Christen sind, gibt es noch nicht in allen Sprachen eine eigene Bibelübersetzung – und schon gar keine Kinderbibel.