Die Offenbarung des Johannes
Die Offenbarung ist ein Aufruf an die Christen, angesichts der Katastrophen, die sie überall um sich herum geschehen sahen, ihrem Glauben treu zu bleiben. Die Offenbarung wurde im Blick auf christliche Gemeinschaften geschrieben, die in großer Bedrängnis waren und unter grausamer Verfolgung des römischen Kaisers litten. Sie waren herausgefordert, ihrem Glauben treu zu bleiben. Wer den Kaiser nicht als göttlich anbetete, wurde hingerichtet und zum Märtyrer. Viele Christen passten sich an und führten die Kaiser-Verehrung durch, um zu überleben. In dieser Situation konnte nicht offen gesprochen oder geschrieben werden. Auch deshalb verwendet der Verfasser dieser Schrift Zeichen, Symbole und Bilder aus der jüdischen Apokalyptik. Die Botschaft ist, dass, obwohl das Böse unbesiegbar scheint, Gott um das Gute kämpft und es keinen Zweifel daran gibt, dass er gewinnen wird. Versuche die Bildsprache und die Symbolik des Geschriebenen zu verstehen. Trotz seiner besonderen Bildsprache enthält die Offenbarung eine Botschaft großer Hoffnung und Zuversicht. Gott ist an unserer Seite und wird letztendlich siegen.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 1 Stunde 15 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–8; 4,1–5,14; 19,11–22,21
Genre
Apokalyptische Literatur
Inspirierende Zitate
„Gebt Acht, ich stehe vor der Tür und klopfe an! Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich bei ihm einkehren. Ich werde mit ihm das Mahl halten und er mit mir.“ (Offenbarung 3,20)
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden und das Meer war nicht mehr da. Ich sah, wie die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkam. Sie war festlich geschmückt wie eine Braut für ihren Bräutigam. Und vom Thron her hörte ich eine starke Stimme rufen: „Dies ist die Wohnstätte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei.“. (Offenbarung 21,1-4)
Der Engel zeigte mir auch den Strom mit dem Wasser des Lebens, der wie Kristall funkelt. Der Strom entspringt am Thron Gottes und des Lammes und fließt entlang der Hauptstraße mitten durch die Stadt. An beiden Seiten des Flusses wachsen Bäume: der Baum des Lebens aus dem Paradies. Sie bringen zwölfmal im Jahr Frucht, jeden Monat einmal. Ihre Blätter dienen den Menschen aller Völker als Heilmittel. (Offenbarung 22,1-2)
Übersetzung aus Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Apokalyptische Literatur ist nicht leicht zu lesen, und die Offenbarung ist ein besonders schwieriges Beispiel für diese Art von Literatur. Sie enthält eigenartige Bilder und Visionen, die für uns teilweise nur schwer zu verstehen sind.
Die Offenbarung wird durch die große Anzahl von Interpretationen, die im Laufe der Jahrhunderte hervorgebracht wurden, noch komplexer. Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn du versuchst, einfach einmal nur den Text selbst zu lesen und zu sehen, welchen Eindruck du dadurch gewinnst.
Über den Autor
Das Buch der Offenbarung sagt im ersten Vers, dass es die Offenbarung von Jesus Christus enthält, die Gott durch seinen Engel seinem Diener Johannes schickte.
Die kirchliche Tradition hat Johannes als Johannes, den Sohn des Zebedäus, einen der zwölf Apostel, identifiziert. Es ist jedoch erwähnenswert, dass Johannes diesen Anspruch in dem Buch selbst nie erhebt und daher, wie einige vermuten, ein frühchristlicher Prophet sein könnte, der auch Johannes genannt worden ist (damals wie heute war Johannes ein gebräuchlicher Name).
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, ob dieser Johannes mit dem Johannes verbunden ist, von dem angenommen wird, dass er das vierte Evangelium geschrieben hat. Viele Bibelwissenschaftler würden heute sagen, dass die Theologie und der Ton der beiden Bücher sehr unterschiedlich sind (sogar bis hin zur Verwendung unterschiedlicher griechischer Wörter für „Lamm“), was darauf hindeutet, dass sie nicht von derselben Person geschrieben worden sind. Es ist jedoch möglich, dass beide derselben Gemeinschaft angehörten – theologisch steht die Offenbarung dem Johannesevangelium näher als beispielsweise den Paulusbriefen.
Was wissen wir über den Autor / die Autoren?
Falls der Autor des 2. Johannesbriefes der Apostel Johannes war, war er der Bruder von Jakobus, der von Jesus berufen worden war, ihm früh in seinem Dienst zu folgen. Er wird oft als der „Jünger, den Jesus lieb hatte“ des Johannesevangeliums angesehen (mehr dazu in der Einleitung zum Johannesevangelium), dem Jesus am Kreuz die Sorge für seine Mutter übergab. Die christliche Tradition erzählt, dass er sie nach Ephesus begleitet habe, wo er bis ins hohe Alter (etwa 100 Jahre) lebte. s. Übersetzung 2. + 3. Joh.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass es sich um einen anderen Johannes, den Presbyter, handelt, der ein Ältester und Prophet in der frühen Kirche war und einige Zeit auf der Insel Patmos lebte, wohl als Verbannter, wo er seine Visionen erhielt.
Zeitlicher Kontext
Es wird angenommen, dass die Offenbarung gegen Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben wurde, ca. 90 n.Chr. oder sogar erst am Beginn des 2. christlichen Jahrhunderts.
Wie fühlten sich die Menschen?
Klar ist, dass das Buch in einer Zeit der Verfolgung und des Umbruchs geschrieben wurde. Es sah so aus, als würde die Welt, wie die Menschen sie kannten, zu Ende gehen und das Böse überhand nehmen. Das ganze Buch erinnert daran, dass Gott siegen wird.
Andere Bücher um diese Zeit
Das Buch der Offenbarung ist ein Stück „apokalyptischer“ Literatur. Das Wort kommt vom griechischen Wort „apokalypsis“, was „Enthüllung“ oder „Offenbarung“ bedeutet (Das Buch der Offenbarung heißt auf Griechisch „Apokalypse“). In der apokalyptischen Literatur ging es darum, die Welt so zu offenbaren, wie Gott sie sah, und nicht so, wie die Menschen sie sahen. Einige apokalyptische Texte, wenn auch nicht alle, interessieren sich auch dafür, was am Ende der Welt passieren wird.
Aufbau des Buches
1,1–3,22: Grüße an die sieben Gemeinden
4,1–7,17: Eine Vision vom himmlischen Thron und der Öffnung von sieben Siegeln
8,1–11,19: Die Engel blasen sieben Posaunen
12,1–15,8: Der Sieg über den Drachen und das Tier
16,1–19,10: Die Vision von sieben Plagen und der Fall Babylons
19,11–22,21: Eine Vision vom neuen Jerusalem
Weiterführend
Vielen Menschen fällt es schwer, die Offenbarung zu verstehen. Versuche während des Lesens nicht, alle Details zu verstehen, sondern lasse es auf dich wirken. Betrachte es als ein großes und komplexes Bild – manchmal hilft das.
Ein Thema, das sich durch das ganze Buch zieht, ist, wie sich das, was im Himmel vor sich geht, auf das auswirkt, was auf der Erde passiert – achte beim Lesen darauf.
Die Offenbarung ist vor allem, trotz Tod und Leid, ein Buch der Hoffnung – achte beim Lesen auf Themen und Bilder der Hoffnung.
Bedeutung für mich
Im Laufe der Jahrhunderte waren die Menschen, die die Offenbarung sehr geschätzt haben, Menschen, die großes Leid durchmachen mussten. Denk darüber nach und schau, ob du herausfinden kannst, warum.
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Manche meiden die Offenbarung, andere messen diesem in der Geschichte umstrittenen Buch zu viel Bedeutung zu. Warum reagieren die Menschen deiner Meinung nach so unterschiedlich auf die Offenbarung?
- Hat das Lesen des vollständigen Buches (falls du das geschafft hast!) deine Sichtweise verändert? Was ist deiner Meinung nach der beste Weg, um es zu verstehen?
- Warum war die Offenbarung deiner Meinung nach eine solche Quelle der Ermutigung für Menschen, die großes Leid erfahren haben? Kann man daraus etwas darüber lernen, wie man das Buch lesen sollte?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?