Matthäusevangelium
Das Matthäusevangelium erzählt, wie alle Evangelien, die Geschichte vom Leben und Wirken Jesu Christi. Matthäus betont besonders die jüdischen Wurzeln Jesu: Er zitiert regelmäßig aus dem Alten Testament und zeigt auf, wie Jesus die Erwartungen des Volkes Gottes erfüllt hat. Es beginnt zwar mit der Geburt Jesu Christi, inklusive eines Besuchs von den Weisen aus dem Osten, die Geschichte konzentriert sich aber größtenteils auf sein Erwachsenenalter und sein Wirken, das in seinem Tod und seiner Auferstehung gipfelt. Das Evangelium hört mit dem sog. Missionsbefehl auf: die frohe Botschaft von Jesus bis an die Enden der Erde zu verbreiten.
Zeitaufwand
Lesezeit: 2,5 Stunden
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,18–5,12; 15,29–39; 17,1–9; 24–28
Genre
Evangeliumsbericht, der die Geschichte vom Leben Jesu Christi und der frohen Botschaft erzählt, die er uns bringt.
Inspirierende Zitate
Dann begann er zu reden und lehrte sie, was Gott jetzt von seinem Volk verlangt. Er sagte: „Freuen dürfen sich alle, die nur noch von Gott etwas erwarten – mit Gott werden sie leben in seiner neuen Welt. Freuen dürfen sich alle, die unter dieser heillosen Welt leiden – Gott wird ihrem Leid ein Ende machen. Freuen dürfen sich alle, die unterdrückt sind und auf Gewalt verzichten.“ (Matthäus 5,2-5)
Bittet und ihr werdet bekommen! Sucht und ihr werdet finden! Klopft an und es wird euch geöffnet! (Matthäus 7,7)
Ihr plagt euch mit den Geboten, die die Gesetzeslehrer euch auferlegt haben. Kommt alle zu mir; ich will euch die Last abnehmen! (Matthäus 11,28)
Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt. (Matthäus 28,19-20)
Alle Übersetzungen sind aus der Gute Nachricht Bibel.
Herausforderung
Unterschiedliche Menschen werden andere Dinge schwierig finden.
Eine schwierige Passage ist Matthäus 23, die besonders viel Ablehnung für die Schriftgelehrten und Pharisäer enthält.
Über den Autor
Das Evangelium ist wie die anderen drei von einem anonymen Autor. Der Name „Matthäus“ kommt erst in der späteren christlichen Tradition auf: Diese Tradition identifiziert Matthäus mit dem gleichnamigen Steuereintreiber in diesem Evangelium und behauptet, dass er hebräische Überlieferungen über Jesus sammelte, die später ins Griechische übersetzt wurden.
Moderne Bibelwissenschaftler glauben, dass der Autor als Vorlage das Markusevangelium (und eine hypothetische Quelle, die Reden Jesu enthält, genannt Loqienquelle Q) vor sich hatte, dazu sein eigenes Material.
Was wissen wir von ihm?
Leider sehr wenig. Die Autoren der Evangelien scheinen sich selbst sehr zurückzunehmen, um dadurch mehr Fokus auf Jesus zu richten. Der Autor beherrscht die griechische Sprache exzellent, hat aber auch ein tiefgehendes Wissen über die Schriften des Alten Testaments, sowohl in Griechisch als auch Hebräisch. Möglicherweise wurde das Evangelium in Antiochia geschrieben, um dort die Geschichte von Jesus einer breiten jüdischen Gesellschaft zu erzählen.
Zeitlicher Kontext
Viele glauben, dass das Matthäusevangelium zwischen 75 und 90 n.Chr. geschrieben wurde. Also nach dem Markusevangelium, aber vor dem Ende des 1. Jahrhunderts.
Als Merkmal des Evangeliums fällt der Konflikt zwischen Jesus und den jüdischen Führern seiner Zeit auf. Einige Bibelwissenschaftler schlagen vor, dass es zu dieser Betonung kommt, weil sich die matthäische Gemeinde in einem ähnlichen Konflikt mit den jüdischen Führern ihrer Zeit (50-60 Jahre später) befunden habe und die Geschichten von Konflikten als hilfreich in ihrer eigenen Situation gefunden hätten.
Was fühlten die Menschen?
Wenn die vorgeschlagene Datierung für Matthäus richtig ist, waren die Menschen im Aufruhr, als das Evangelium geschrieben wurde. Der jüdische Krieg (66-73 n.Chr.), der in der Zerstörung des Jerusalemer Tempel gipfelte, hinterließ die Menschen in Ungewissheit und Durcheinander. Juden beschäftigte nun die Frage: Wie sollte man Gott ohne Tempel anbeten? Das Matthäusevangelium wurde in diesem Kontext geschrieben.
Art des Buches
Es ist ein Evangelium – eine Geschichte über das Leben Jesu, mit dem intendierten Ziel, jene, die es lesen davon zu überzeugen, wer er war.
Der Fokus von Matthäus scheint auf dem Versprechen zu liegen, das Gott seinem Volk vor Jahrhunderten gegeben hatte und das Jesus nun erfüllt.
Aufbau des Buches
Das Matthäusevangelium enthält fünf auffällige „Reden“ oder wichtige Lehren. Diese können uns einen Hinweis auf die Struktur von Matthäus geben.
1,1-4,22: Herkunft, Geburt und Vorgeschichte des Auftretens von Jesus
4,23-7,29: Bergpredigt
8,1-9,34: Jesus vollbringt Wunder und die Berufung der Jünger
9,35-10,42: Aussendungsrede
11,1-12,49: Konflikt mit Gegnern
13,1-52: Gleichnisrede
13,53-16,12: Machttaten und Mahnworte
16,13-20,34: Jesus auf dem Weg nach Jerusalem
18,1-35: Gemeinderede
21,1-23,39: Auseinandersetzungen in Jerusalem
24,1-25,46: Endzeitrede
26,1-28,20: Leiden, Tod und Auferstehung von Jesus
Weiterführend
Wie schon beim Aufbau des Buches erwähnt, begegnen uns in Matthäus fünf große „Reden“ über das Leben Jesu. Die Nummer fünf erinnert uns dabei an die Tora (die ersten fünf Bücher der Bibel). Halte während des Lesens Ausschau nach diesen fünf Lehrblöcken. Glaubst du, dass Matthäus seine Erzählung rund um fünf Schlüsselthemen der Lehre Jesu konzipiert hat? Inwiefern hilft dir das, das Evangelium besser zu verstehen?
Ein anderes Merkmal von Matthäus ist der eskalierende Konflikt zwischen Jesus und den Pharisäern seiner Zeit. Dieser Konflikt findet sich zwar auch in den anderen Evangelien, in Matthäus scheint er aber besonders offensichtlich zu sein. Halte die Augen offen dafür und entscheide selbst, ob du dem zustimmen kannst oder nicht.
Matthäus verweist oft auf das Alte Testament. Reflektiere das während des Lesens: Warum ist ihm das ein wichtiges Thema? Nimm auch das Thema der Erfüllung im Evangelium wahr. Was sagt uns das darüber, was Matthäus über die Bedeutung der Geschichte denkt, die er uns erzählt?
Bedeutung für mich
Während du liest, frage dich selbst, wie du den Jesus in der Geschichte siehst. Welche Person ist er in Matthäus? Was kannst du noch von ihm lernen, während du liest?
Diskussionsanregung
- Gab es Stellen im Buch, die dir besonders gut gefallen oder die dich inspiriert haben?
- Gab es Stellen im Buch, die dir nicht gefallen haben oder mit denen du Schwierigkeiten hattest?
- Worum glaubst du geht es in diesem Buch?
- Was ist dir im Evangelium aufgefallen über die Beziehung zwischen Jesus und dem Alten Testament? Und über seine Beziehung zu den jüdischen Führungspersönlichkeiten/Pharisäern? Findest du ist die Bezeichnung „das jüdische Evangelium“ passend oder unpassend für Matthäus?
- Hast du beim Lesen einen Eindruck vom Evangelium bekommen? Wenn man sagen würde: „Matthäus interessiert an Jesus besonders …“ Wie würdest du den Satz vervollständigen?
- Findest du, passt der Schluß zum übrigen Matthäusevangelium (Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern und Jüngerinnen!)? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
- Hast du im Buch etwas gelesen, dass dich berührt, deinen Glauben erweitert oder dich so bewegt hat, dass du mehr über dein Leben und wie du es lebst, nachdenkst?