Klagelieder
Das Buch der Klagelieder ist eine Sammlung von fünf Psalmen, die die Zerstörung Judas und Jerusalems durch die Babylonier zur Zeit des Exils beklagen. Sie sind in einer Mischung aus der dritten Person (er/sie/es/sie) und der ersten Person (ich/wir) geschrieben. Inhaltlich setzen sich die Schriften mit der Erkenntnis auseinander, dass die Katastrophe, die das Volk erlebt, direkt mit dessen früheren Ungehorsam zusammenhängt. In diesen Psalmen wird Gott angefleht, zu handeln, um das Volk zu retten.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 20 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–22; 5,1–22
Genre
Poesie
Inspirierende Zitate
Ach, wie einsam ist die Stadt geworden, die früher voller Menschen war! Einst war sie bei allen Völkern geachtet, jetzt gleicht sie einer schutzlosen Witwe. Sie, die Herrin über viele Länder, muss nun als Sklavin Frondienst leisten. (Klagelieder 1,1)
Allen, die vorübergehen, ruft sie zu: „Nichts dergleichen möge euch treffen! Schaut her, wo gibt es solche Qualen, wie ich sie jetzt erleiden muss? Der HERR hat sie mir auferlegt am Tag, an dem sein Zorn mich traf.“ (Klagelieder 1,12)
Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende. (Klagelieder 3,22)
Übersetzung aus der Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Die Annahme, dass Leiden aufgrund einer Strafe Gottes entsteht, kann als herausfordernd verstanden werden. Es ist wichtig zu erkennen, dass diese Verbindung im Alten Testament eine besondere Hilfestellung für die Verarbeitung der Erfahrung des Exils geben sollte, aber nicht auf jedes menschliche Leiden angewendet werden soll.
Über den Autor
Traditionell werden Klagen sowohl im Judentum als auch im Christentum vor allem dem Propheten Jeremia zugeschrieben. Erwähnenswert dabei ist, dass Jeremia während des Exils nach Ägypten ging, jedoch scheinen die Klagelieder von Personen geschrieben worden zu sein, die in Juda geblieben sind. Gleichzeitig würde aber die Darstellung des Zusammenhangs zwischen dem Verhalten des Volkes und dem Exil gut zu dem passen, was Jeremia verkündete.
Wenn der Autor nicht Jeremia ist, wissen wir nichts über den Autor.
Was wissen wir über die Autorenschaft?
Jeremia (ca. 626–587 v.Chr.) teilte seine Prophezeiungen mit dem König von Juda und dem Volk vor und zu Beginn des Exils und warnte sie vor der bevorstehenden Katastrophe.
Zeitlicher Kontext
Der Beginn des Exils, der sich über mehrere Jahre von 597 bis 587 v.Chr. erstreckte, war eine Zeit der Verwüstung und der Verlusterfahrung. Es begann mit der ersten Welle des Exils, bei der die Menschen der höheren Gesellschaftsschichten (einschließlich des Königs) aus Juda in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt wurden (597 v.Chr.). Zehn Jahre später, nach einem weiteren Aufstand, wurden weitere Menschen ins Exil gebracht und schließlich der Tempel zerstört.
Wie fühlten sich die Menschen?
Mehr als jedes andere Buch der Bibel fängt das Buch der Klagelieder ein, wie es sich wirklich anfühlte, Bewohner Judas zu diesem Zeitpunkt der Geschichte zu sein.
Andere Bücher zu dieser Zeit:
Jeremia, Jesaja, Hesekiel
Art des Buches
Poesie. Das Buch der Klagelieder enthält fünf Klagepsalmen, die die Verwüstung Jerusalems und Judas schildern und zeigen, wie es sich für die Menschen anfühlte, ihr Land zu verlieren.
Aufbau des Buches
1,1–22 Es gibt niemanden, der sie tröstet
2,1–22: Es gibt nur Wut und Weinen
3,1–66: Gott hat ihnen nicht vergeben
4,1–22: Völlige Verwüstung
5,1–22: Plädoyer für die Wiederherstellung
Weiterführend
Diese Psalmen sind voller Emotionen. Nimm dir Zeit, diese wahrzunehmen und beim Lesen die Kraft der Emotionen zu spüren.
Manchmal wird angenommen, dass man in diesen Psalmen sowohl männliche als auch weibliche Stimmen spüren könne. Was denkst du, kannst du ein Gefühl für das Geschlecht der jeweils Sprechenden bekommen?
Bedeutung für mich
Die Klagelieder stellen kein stilles Leiden dar, sondern ein lautes, wütendes, trauerndes Klagen. Denke während des Lesens darüber nach, wie wichtig es ist, tiefe Emotionen auszudrücken, anstatt sie zu unterdrücken! Teile deine Erfahrungen in der Gruppe!
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Inwiefern haben dich die im Buch Klagelieder beschriebenen Emotionen beim Lesen berührt? Oder fühlt sich das Beschriebene für dich unbegreiflich, weit weg und fremd an?
- Wenn du um etwas trauern würdest, das gerade in der Welt vor sich geht, welche Sprache würdest du verwenden? Gibt es Sätze in diesem Buch, die dir helfen könnten?
- Klagen wir laut genug? Wenn wir etwas beklagen würden, was in unserer Welt (oder unserer Gesellschaft oder unserem Leben) vor sich geht, welche Form könnte das annehmen? Welche Form wäre damals und welche heute passend?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?