Der Prophet Jeremia
Das Buch Jeremia erzählt vom Leben und Wirken des Propheten Jeremia. Es enthält Jeremias Botschaft, dass das Königreich Juda an die Babylonier fallen wird, von der Zeit vor dem Exil, als sein Wirken begann, bis zur Erfüllung seiner Prophezeiung, als das Volk in die Gefangenschaft gehen musste. Jeremia, oft als Prophet des Untergangs bezeichnet, verurteilt die Bosheit der Menschen, zu denen er sprach, und die von ihnen praktizierte Verehrung anderer Götter. Er blickt aber auch auf eine hoffnungsvolle Zukunft jenseits der Katastrophe, in der das Volk wieder zu Gott zurückkehren könnte. Jeremia ist eines der umfangreichsten Bücher der Bibel. Es ist auch eines der kompliziertesten Bücher der Bibel, weil es sehr schwierig ist, die chronologische Abfolge der Geschehnisse nachzuvollziehen.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 4 Stunden
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–19; 7,1–8,3; 24,1–10; 38,1–13; 52,1–34
Genre
Prophetenbücher
Inspirierende Zitate
„Noch bevor ich dich im Leib deiner Mutter entstehen ließ, hatte ich schon meinen Plan mit dir. Noch ehe du aus dem Mutterschoß kamst, hatte ich bereits die Hand auf dich gelegt. Denn zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.“ (Jeremia 1,5)
Der HERR sagt: „Ich habe mein Volk gemahnt: ‚Haltet an auf dem Weg, den ihr geht; seht euch um und fragt, wie es euren Vorfahren ergangen ist! Dann wählt den richtigen Weg und folgt ihm, so wird euer Leben Erfüllung finden!‘ Aber sie sagten: ‚Wir wollen nicht.‘“ (Jeremia 6,16)
„... denn mein Plan mit euch steht fest: Ich will euer Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Das sage ich, der HERR.“ (Jeremia 29,11)
Übersetzung aus Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Wichtig zu wissen, bevor du zu lesen beginnst: Durch die Sprunghaftigkeit ist das Lesen dieses Buches schwierig und es kann herausfordernd sein, den Erzählungen zu folgen.
Über den Autor
Sowohl die jüdische als auch die christliche Tradition betrachtet Jeremia als den Autor dieses Buches. Es besteht kein Zweifel, dass Jeremia der Autor eines Großteils seines Inhalts ist, aber der häufige Wechsel innerhalb des Buches deutet darauf hin, dass das Buch über einen langen Zeitraum hinweg nachbearbeitet wurde.
Infolgedessen betrachten viele Jeremia als den Autor der Worte in den Prophezeiungen, aber nicht unbedingt als den Herausgeber der Letztversion des Buches. Für die Redaktion des Buches käme der Schreiber Baruch infrage, der in Kapitel 36 erwähnt wird.
Jeremia war der Sohn des Priesters Hilkija aus dem Stamm Benjamin. Er wirkte ab 626 v.Chr., als er die Zerstörung Jerusalems voraussagte.
Diese Prophezeiung erfüllte sich etwa 39 Jahre später, als das babylonische Exil begann. Jeremias Untergangsbotschaft führte zu zahlreichen Anschlägen gegen sein Leben (vgl. 11,21–23; 38,1–13). Merkwürdigerweise wird Jeremia weder im 2. Buch der Könige noch im 2. Buch der Chronik erwähnt.
Zeitlicher Kontext
Das späte siebente und das frühe sechste Jahrhundert v.Chr. waren unruhige Zeiten in Juda. Das Südreich hatte den Angriff der assyrischen Armee überstanden, als Israel 722 v.Chr. zerstört wurde. Dies nährte bei einigen die Überzeugung, dass Gott sie retten würde, unabhängig von ihrem Verhalten gegenüber Gott. Jeremia hatte unter anderem die Aufgabe, Gottes Volk mahnend daran zu erinnern, dass auch sie fallen könnten.
Wie fühlten sich die Menschen?
Die früheren Prophezeiungen wurden größtenteils vor der Eroberung Jerusalems durch die Babylonier und der Deportation ins Exil verfasst.
Aus dem Buch Jeremia geht hervor, dass die Menschen glücklich und zuversichtlich waren – vielleicht zu glücklich und zu zuversichtlich. Das Volk glaubte Jeremias Botschaft nicht, besonders weil es andere Propheten gab, die Frieden und Wohlergehen prophezeiten, während Jeremia den Untergang ankündigte. Die Menschen gaben sich lieber der Selbsttäuschung hin.
Das Buch selbst war an das Volk gerichtet, das sich inzwischen im Exil befand und sich fragte, warum diese Katastrophe über sie hereingebrochen war. Sie waren verstört und verzweifelt angesichts der Katastrophe, die das das Land getroffen hatte. Auf eine merkwürdige Art und Weise enthielt Jeremias Untergangsbotschaft aber auch ein Element der Hoffnung. Das Exil war eine Konsequenz des untreuen Verhaltens des Volkes Gott gegenüber, aber es würde ein Ende haben.
Andere Bücher zu dieser Zeit:
2. Könige, 2. Chronik, Jesaja (zu Teilen), Hesekiel/Ezechiel
Art des Buches
Prophezeiung. Die drei großen prophetischen Bücher (Jesaja, Jeremia und Hesekiel/Ezechiel) sind sich alle darin ähnlich, dass sie hauptsächlich Prophetie (in Versen) enthalten, aber mit darin verwobenen Elementen der erzählenden Geschichte (in Prosa).
Aufbau des Buches
1–25: Der früheste und wichtigste Teil von Jeremias Botschaft
26–29: Einige biografische Berichte und Jeremias Begegnung mit anderen Propheten
30–33: Gottes Verheißung eines neuen Bundes
34–45: Jeremias Gespräch mit Zedekia und der Fall Jerusalems
46–51: Göttliche Strafe für die Völker rund um Israel
52: Ein Anhang mit einer Zusammenfassung von 2. Könige 24,18–25,30
Weiterführend
Eines der Schlüsselthemen dieses Buches ist die Frage der Treue und Untreue zu Gott. Achte beim Lesen darauf und frage dich, warum diese Treue für Jeremia so wichtig war.
Beachte, dass das Buch zeitlich hin- und herspringt. Behalte das im Hinterkopf, und wenn du verwirrt bist, hilft es vielleicht zu wissen, dass das Buch oft zwischen den Zeiten wechselt.
Gottes Zorn zieht sich durch das ganze Buch. Einerseits kann es ein sehr abschreckendes Thema sein, andererseits kann es dir helfen, dich zu fragen, warum Gott wütend auf die Menschen war.
Bedeutung für mich
Jeremia ist ein Buch von Unheil und Untergang, verwoben mit Hoffnung.
Hoffnung konnte erst aufkeimen, nachdem die Menschen den schlimmen Zustand, in dem sie sich befanden, akzeptiert hatten. Was kann man daraus für heute lernen?
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Wie haben sich die Unheils-Prophezeiungen für dich angehört? Hättest du sie ernst genommen, wenn sie an dich gerichtet gewesen wären?
- Aus gutem Grund scheuen wir uns heute oft vor einem Aufruf zur
Umkehr in unseren Kirchen. Gibt es etwas, das dafür spricht? Wenn ja, wie würde man das am besten umsetzen können? Wenn nein, warum nicht?
- Wie ist es dir beim Lesen mit dem zornigen Gott, der im Buch Jeremia dargestellt wird, ergangen?
- Findest du, dass die Botschaft der Hoffnung sich gut oder schlecht mit der Botschaft des Untergangs verträgt?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?