Frau sitzt im Sonnenschein und liest in der Bibel, daneben das Logo des neuen Bibelkurses "Am Punkt".

Das Hohelied

zur Auswahl

Das Hohelied ist ein Gedichtband zum Thema menschlicher Liebe, der die sich entwickelnden Gefühle zweier junger Menschen schildert. Die Liebenden reden miteinander, aber die Frau spricht auch ihre Freundinnen an, die „Töchter Jerusalems“. Du kannst dies einfach als erotisches Liebesgedicht verstehen oder es, wie es die Menschen im Laufe der Geschichte getan haben, als Allegorie (d.h. in übertragenem Sinn) lesen, die Gottes Liebe zu Israel oder Christi Liebe zur Kirche beschreibt. Es ist eines der ungewöhnlichsten Bücher der Bibel und manchmal scheuen sich Leserinnen und Leser davor, weil es so offen erotisch ist.

Zeitaufwand

Vollständige Lesezeit: ca. 20 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–2,7; 5,2–6,3

Inspirierende Zitate

SIE: [...] Nun spricht er zu mir! ER: Mach schnell, mein Liebes! Komm heraus, geh mit! Der Winter ist vorbei mit seinem Regen. Es grünt und blüht, so weit das Auge reicht. Im ganzen Land hört man die Vögel singen; nun ist die Zeit der Lieder wieder da! (Hoheslied 2,10-12)

Hier unterm Apfelbaum hab ich dich aufgeweckt, wo deine Mutter dich empfing und auch gebar. Du trägst den Siegelring an einer Schnur auf deiner Brust. So nimm mich an dein Herz! Du trägst den Reif um deinen Arm. So eng umfange mich! Unüberwindlich ist der Tod: Niemand entrinnt ihm, keinen gibt er frei. Unüberwindlich – so ist auch die Liebe, und ihre Leidenschaft brennt wie ein Feuer. Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg. Wer meint, er könne solche Liebe kaufen, der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt! (Hoheslied 8,5b-7)

Übersetzung aus der Gute Nachricht Bibel

Herausforderung

Geht es in dem Buch „wirklich“ so offen und direkt um menschliche Liebe und Leidenschaft oder „wirklich“ um die Liebe Christi zur Kirche?

Manche empfinden auch die sehr sinnliche Sprache als problematisch; andere finden diese sehr schön und freuen sich daran.

Über den Autor

Traditionell wird König Salomo als Verfasser des Hohelieds angenommen. Es gibt zwangsläufig große Meinungsverschiedenheiten darüber, ob Salomo das Buch tatsächlich geschrieben hat oder nicht. Das Problem ist, dass es dafür nur sehr wenige Beweise gibt.

Was wissen wir über die Autorenschaft?

König Salomo war der Sohn Davids, der dafür bekannt war, die Nation Israel zu festigen und sehr wohlhabend zu machen, aber auch dafür, dass er 700 Frauen und 300 Nebenfrauen (1 Kön 11,3) hatte.

Der Hauptgrund, warum das Buch überhaupt Teil der Bibel ist, liegt darin, dass es Salomo zugeschrieben wurde. Spätere jüdische Gelehrte stritten darüber, ob das Hohelied wegen seiner Liebessprache überhaupt in den Kanon aufgenommen werden sollte, nahmen es aber schließlich auf, weil sie annahmen, Salomo habe es verfasst.

Zeitlicher Kontext

Wenn es tatsächlich aus der Zeit Salomos stammt, wurde es im „goldenen Zeitalter“ der Geschichte Israels geschrieben. Die Nation war fest etabliert und wohlhabend und erfolgreich (sie spaltete sich erst zur Zeit von Salomos Sohn Rehabeam in die beiden Königreiche Israel und Juda auf). Ein sinnvolles Entstehungsdatum wäre das vierte bis dritte Jahrhundert v.Chr.

Andere Bücher um diese Zeit:
1. Könige, 1. und 2. Chronik und möglicherweise auch Sprichwörter und Prediger.

Art des Buches

Es ist ein Buch mit Liebesgedichten und möglicherweise auch mit Allegorien zur Beziehung zwischen Gott und seinem Volk.

Aufbau des Buches

Da viele Stimmen sprechen, ist es nicht immer einfach herauszufinden, wer wann spricht. Dies wäre eine mögliche Struktur, aber es gibt noch viele andere:

1,1: Der Titel und die Beschreibung des Buches
1,2–2,7: Die Liebenden reden miteinander und beginnen, ihre Sehnsucht nacheinander zu beschreiben
2,8–17: Die Frau hört die Stimme ihres Geliebten und gesteht ihm ihre Liebe
3,1–5: Die Frau erzählt ihren Freunden, wie sie ihr Bett verlassen hat, um nach ihrem Geliebten zu suchen
3,6–11: Ein königlicher Hochzeitszug wird beschrieben
4,1–5,1: Der Mann beschreibt die Schönheit seiner Geliebten
5,2–6,3: Die Frau erzählt ihren Freundinnen noch einmal, wie sie sich auf die Suche nach ihrem Geliebten gemacht hat und sie fragen sich, wo er geblieben ist
6,4–12: Der Mann beschreibt noch einmal die Schönheit seiner Geliebten
6,13–8,4: Andere Beobachter (wahrscheinlich die Töchter Jerusalems) beschreiben die Schönheit der Frau
8,5–14: Die Brüder sprechen über die Schönheit ihrer Schwester und sie antwortet mit der Schilderung der Liebe zu ihrem Geliebten

Weiterführend

Die unterschiedlichen Stimmen im Text gestalten es herausfordernd, den Überblick darüber zu behalten, wer was sagt. Achte auf die unterschiedlichen Personen, die sprechen (keine Sorge, hier gibt es keine richtige Antwort), und prüfe, ob du herausfinden kannst, wer gerade spricht.

In diesem Buch werden starke Verbindungen zwischen Liebe und Schöpfung hergestellt. Achte beim Lesen auf diese Verknüpfungen!

Die Beschreibungen von Schönheit im Hohelied entsprechen nicht immer dem, was wir heute als Schönheit bezeichnen würden (z.B.: „Deine Nase ist wie ein Turm im Libanon“). Es bietet sich nahezu an, eine Liste der am wenigsten schmeichelhaften Komplimente zu erstellen!

Bedeutung für mich

Du findest im Hohelied eine ausführliche Reflexion über sexuelle Anziehungskraft und Liebe. Womit bist du einverstanden und womit nicht? Was möchtest du noch hinzufügen? Gibt es etwas, das du entfernen möchtest?

Diskussionsanregung

- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?

- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?

- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?

- Welchen Bezug hast du zu den verwendeten Bildern? Findest du es berührend oder abstoßend? Tauscht euch in der Gruppe über eure Listen mit den am wenigsten schmeichelhaften Komplimenten aus – welches ist das schlimmste?

- Warum eignet sich dieses Buch für die Aufnahme in die Bibel? Diskutiert, ob es sich hier „nur“ um menschliche Liebe handelt! Kannst du auch Stellen identifizieren, die von göttlicher Liebe sprechen?

- Wann, außer bei Hochzeiten, kannst du dir vorstellen, dieses Buch im Gottesdienst zu verwenden?

- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?

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