Das Buch Hiob
Das Buch Hiob stellt die Frage, warum guten Menschen schlechte Dinge widerfahren und, was vielleicht noch wichtiger ist, wie ein guter Mensch darauf reagieren sollte. Die Eröffnungskapitel deuten darauf hin, dass Hiobs Leiden als eine Art Prüfung von Gott und Satan durchgeführt wurde. Was würde passieren, wenn Hiob alles genommen würde, was er hatte? Die langen Zwischenkapitel nehmen die Form eines Gesprächs zwischen Hiob und seinen drei Freunden über das Geschehene an. Der Austausch endet damit, dass Gott Hiob in einem Wirbelwind erscheint. Die Geschichte endet mit einer Erzählung darüber, wie Hiobs Glück wiederhergestellt wird.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 1 Stunde 45 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1–2; 3,1–4,14; 38–42
Genre
Weisheitsliteratur
Inspirierende Zitate
Er sagte: "Nackt kam ich aus dem Schoß der Mutter, nackt geh ich wieder von hier fort. Der HERR hat gegeben und der HERR hat genommen. Ich will ihn preisen, was immer er tut!" (Hiob 1,21)
„Doch nein, ich weiß, dass Gott, mein Anwalt, lebt! Er spricht das letzte Wort hier auf der Erde. Jetzt, wo die Haut in Fetzen an mir hängt und ich kein Fleisch mehr auf den Knochen habe, jetzt möchte ich ihn sehn mit meinen Augen, ihn selber will ich sehen, keinen Fremden! Mein Herz vergeht in mir vor lauter Sehnsucht!“ (Hiob 19,25-27)
Dann ergriff der HERR selbst das Wort und antwortete Hiob aus dem Sturm heraus. Er sagte zu ihm: "Wer bist du, dass du meinen Plan anzweifelst, von Dingen redest, die du nicht verstehst? Nun gut! Steh auf und zeige dich als Mann! Ich will dich fragen, gib du mir Bescheid!“ (Hiob 38,1-3)
„Ich kannte dich ja nur vom Hörensagen; jetzt aber hat mein Auge dich geschaut. Ich schäme mich für alles, was ich sagte; in Staub und Asche nehm ich es zurück.“ (Hiob 42,5–6)
Übersetzung aus Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Hiob wirft für uns die schwierigste aller Frage auf: Warum müssen gute Menschen leiden? Und: Wo ist Gott in alledem? Wie kann er das zulassen?
Über den Autor
Jüdische Rabbiner glaubten einst, Moses habe Hiob geschrieben. Heute würden nur wenige Menschen das Buch Hiob mit Mose in Verbindung bringen, aber es gibt keine Information über den möglichen Autor.
Manche Bibelwissenschaftler würden sogar vermuten, dass das Buch vielleicht mehrere Autoren hat und dass die Rahmenerzählungen am Anfang (1–2) und am Ende (42) eine alte Geschichte überliefern, die im Laufe der Zeit hinzugefügt wurde.
Zeitlicher Kontext
Falls Teile im Laufe der Zeit hinzugefügt wurden, könnte der Kern der Geschichte relativ alt sein, vielleicht um das 8. Jahrhundert v.Chr., wobei die Ergänzungen danach (z.B. das Gespräch mit den Freunden oder Gottes Rede) aus dem 6. Jahrhundert v.Chr. oder noch späterer Zeit stammen können.
Wie fühlten sich die Menschen?
Die Leser dieses Buches fühlten, was zahllose Menschen im Laufe der Geschichte empfunden haben: Sie können nur schwer damit umgehen, dass auch guten Menschen schlechte Dinge widerfahren. Sie können sich mit der Erfahrung Hiobs identifizieren, der nicht versteht, warum ihm all das Leid passiert – und er sich von Gott verlassen fühlt.
Art des Buches
Meist wird Hiob als Teil der Tradition der Weisheitsliteratur (vgl. Sprüche, Prediger) angesehen, die weise Lehren und Textstücke liefert, nach denen wir unser Leben ausrichten sollen. Hiob enthält diese zwar ebenso, aber sie sind zu einem größeren und komplexeren Ganzen verwoben. Tatsächlich scheint das Buch Hiob den Versuch zu unternehmen, auf eine ganz bestimmte Frage zu antworten. Denn eigentlich ging die Weisheitstradition davon aus, dass „gute Menschen“ von Gott eine gerechte Belohnung erhalten würden. Hiob scheint diese These mit ganz eigenen Überlegungen grundsätzlich zu hinterfragen.
Aufbau des Buches
1–2: Rahmenerzählung
3: Hiobs Klage: Wozu noch leben?
4–14: Der erste Gesprächszyklus mit einer Rede von jedem von Hiobs drei Freunden. Hiob antwortet auf jede dieser Reden
15–21: Der zweite Gesprächszyklus
22–27: Der dritte Gesprächszyklus
28: Ein Weisheitsgedicht
29–31: Hiobs Schlussrede
32–37: Ein neuer, jüngerer Freund Elihu spricht
38–41: Gott erscheint in einem Wirbelsturm und spricht mit Hiob
42: Hiobs Glück kehrt zurück
Weiterführend
Es gibt im ganzen Buch zahlreiche Antworten auf Hiobs Leiden, von Hiob selbst, von seinen drei Freunden, am Ende von Elihu und zuletzt auch von Gott. Achte während des Lesens auf diese Antworten und überlege, welche für dich am sinnvollsten sind.
Hiobs Freunde werden oft als wandelnde, sprechende Beispiele dafür angesehen, wie man jemanden Leidenden nicht trösten sollte. Sagen sie deiner Meinung nach überhaupt etwas Hilfreiches?
Obwohl sich das Buch ganz um Hiob dreht, kann es sich anfühlen, als ob es nicht wirklich gelänge, einen Blick auf den „echten Hiob“ zu erhaschen. Wer war Hiob deiner Meinung nach wirklich?
Bedeutung für mich
Jede und jeder wird mit Leid konfrontiert – sei es im eigenen Leben oder in dem anderer. Nutze die Lektüre von Hiob als Gelegenheit, darüber nachzudenken, was du vielleicht gesagt hättest, wenn du Hiob wärst, und was du vielleicht gesagt hättest, wenn du einer von Hiobs Freunden gewesen wärst. Mit welchen Worten würdest du auf (sein) Leiden reagieren?
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Was solltest du zu leidenden Menschen sagen und was nicht?
- Glaubst du, dass das Buch Hiob angemessene Antworten auf das Leidensproblem bietet?
- Was denkst du über das Ende von Hiob, im Besonderen über die Stelle, wo er neue Kinder anstelle der früheren bekommt?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?