Epheserbrief
Die Vision der frühen christlichen Gemeinde in Ephesus ist, dass in Christus Juden und Nicht-Juden zu einer einzigen Glaubensgemeinschaft vereint werden. Der Brief will seine Empfänger anregen, diese Einheit praktisch zu leben. Die erste Hälfte des Buches legt theologisch Paulus‘ Vision der Einheit dar, und untersucht insbesondere, inwieweit die Kirche den Leib Christi verkörpert. Wie dies in der Praxis aussehen könnte, wird in der zweiten Hälfte ausführlicher erörtert. Die Briefe an die Epheser und Kolosser werden oft als verwandte Bücher angesehen, da ihre Botschaft sehr ähnlich ist.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 20 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–14; 4,1–32; 6,10–24
Genre
Epistel / Brief
Inspirierende Zitate
Gepriesen sei unser Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Denn durch Christus hat er uns Anteil gegeben an der Fülle der Gaben seines Geistes in der himmlischen Welt. Schon bevor er die Welt erschuf, hat er uns vor Augen gehabt als Menschen, die zu Christus gehören; in ihm hat er uns dazu erwählt, dass wir heilig und fehlerlos vor ihm stehen. (Epheser 1,3-4)
Eure Rettung ist wirklich reine Gnade, und ihr empfangt sie allein durch den Glauben. Ihr selbst habt nichts dazu getan, sie ist Gottes Geschenk. Ihr habt sie nicht durch irgendein Tun verdient; denn niemand soll sich mit irgendetwas rühmen können. Wir sind ganz und gar Gottes Werk. Durch Jesus Christus hat er uns so geschaffen, dass wir nun Gutes tun können. Er hat sogar unsere guten Taten im Voraus geschaffen, damit sie nun in unserem Leben Wirklichkeit werden. (Epheser 2,8-10)
Noch ein letztes Wort: Werdet stark durch die Verbindung mit dem Herrn! Lasst euch stärken von seiner Kraft! Legt die Waffen an, die Gott euch gibt, dann können euch die Schliche des Teufels nichts anhaben. (Epheser 6,10-11)
Übersetzung aus der Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Eine der Passagen, die viele Menschen als herausfordernd empfinden, ist 5,21–6,9, wo es darum geht, wie Ehemänner und Ehefrauen, Eltern und Kinder sowie Herren und Sklaven miteinander umgehen sollten. Die Herausforderung besteht darin, herauszufinden, wie viel davon auf den ursprünglichen Kontext (d.h. die Gemeinde in Ephesus im ersten christlichen Jahrhundert) und wie viel davon auf uns heute noch zutrifft.
Auch der Brief an die Kolosser enthält eine sehr ähnliche Passage.
Über den Autor
Traditionell wird der Brief Paulus zugeschrieben.
Seit dem 18. Jahrhundert haben Bibelwissenschaftler des Neuen Testaments die Frage gestellt, ob der von den anderen Paulusbriefen doch unterschiedliche Ton, Stil und Wortschatz darauf hindeuten könnte, dass der Epheserbrief später von einem Mitglied der paulinischen Gemeinde geschrieben worden sein könnte, wobei die Theologie des Paulus als Grundlage verwendet wurde.
Es gibt jedoch keine einheitliche Meinung dazu. Denkst du, dass sich der Epheserbrief anhört und anfühlt wie die restlichen Briefe des Paulus oder eher nicht?
Was wissen wir über die Autorenschaft?
Paulus ist wahrscheinlich der bekannteste aller frühen Christen. Bevor er Jesus Christus auf der Straße nach Damaskus begegnete, war er ein eifriger Pharisäer, der sich bemühte, die Reinheit des Judentums zu bewahren. Nach seiner Erfahrung auf der Straße von Damaskus wandte er seinen Eifer der Verkündigung Jesu Christi unter den Heiden zu. Dies brachte ihn in Konflikt mit einigen anderen frühen Christen (nicht zuletzt mit Petrus), die dachten, dass Nachfolger von Jesus Christus zuerst zum Judentum konvertieren sollten. Er reiste durch das Römische Reich (allerdings hauptsächlich durch Kleinasien – die heutige Türkei – und Griechenland), verkündete die gute Nachricht von Jesus Christus und gründete dabei Gemeinschaften von Christen. Er schrieb auch eine große Anzahl von Briefen, von denen 13 im Neuen Testament erhalten sind.
Zeitlicher Kontext
Es wird angenommen, dass der Epheserbrief geschrieben wurde, als Paulus im Gefängnis war. Wenn Paulus selbst der Autor des Briefes war, würde das Buch auf die späten 50-er oder frühen 60-er Jahre des ersten Jahrhunderts n.Chr. datiert werden können. Diejenigen, die davon ausgehen, dass nicht Paulus den Brief geschrieben hat, denken, dass er aus einer deutlich späteren Zeit stammt, und etwa zwischen 75 und 95 n.Chr. entstanden sein könnte. Dafür spräche, dass die Themen des Epheserbriefes auch die Bedürfnisse und Sorgen einer späteren christlichen Gemeinde widerspiegeln könnten.
Wie fühlten sich die Menschen?
Das Thema des Epheserbriefes – die christliche Einheit in Jesus Christus – ist sowohl im ersten Jahrhundert als auch heute ein viel diskutiertes Thema. Die Herausforderung besteht damals wie heute darin, die Botschaft des Evangeliums von der Einheit mit jenen zu leben, die bei diesem Glauben unterschiedliche Standpunkte beziehen.
Art des Buches
Es handelt sich um eine Epistel oder einen Brief – sowohl Epheser als auch Kolosser sind Briefe, die eine Vision davon zeichnen, wie man den christlichen Glauben leben kann. In beiden wird die in der ersten Hälfte des Briefes beschriebene Theologie in der zweiten Hälfte praktisch auf das tägliche Leben angewendet.
Aufbau des Buches
1,1–2: Einführung und Begrüßung
1,3–3,21: Eine theologische Reflexion über die Einheit in Christus
4,1–6,20: Leitlinien, wie diese Einheit praktisch gelebt werden kann
6,21–24: Schlussgruß
Weiterführend
Eines der interessanten Merkmale des Epheserbriefs ist die Art und Weise, wie er eine komplexe Theologie darlegt (in den Kapiteln 1–3), die dann verwendet wird, um darüber nachzudenken, wie Christen ihren Glauben leben sollten (Kapitel 4–6). Beachte, wie diese Lehre das Verhalten der Menschen prägt!
Der Epheserbrief wie auch der Kolosserbrief, sprechen viel darüber, wie die Geheimnisse Gottes in Jesus offenbart wurden. Achte in diesem Buch auf die untrennbar miteinander verbundenen Themen Geheimnis und Offenbarung.
Im Herzen des Epheserbriefes steht der Glaube, dass die Versöhnung in Christus bereits stattgefunden hat und sich nun im Leben derer widerspiegeln muss, die „in ihm“ sind. Verfolge diesen roten Faden der Versöhnung, der sich durch das Buch zieht, sowohl zu Beginn in den theologischen Kapiteln (1–3) als auch später in den praktischen Anwendungskapiteln (4–6).
Bedeutung für mich
Der Epheserbrief hat eine klare Vision, welches Verhalten von Christen erwartet wird. Wie viel davon ist deiner Meinung nach heute noch aktuell?
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Warum, glaubst du, kämpfen Christen so sehr darum, Einheit und Versöhnung zu leben? Glaubst du, wir sind darin besser oder schlechter als die Epheser?
- Viele Menschen finden die Anweisungen über die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau, Eltern und Kindern sowie Herren und Sklaven in der modernen Welt schwierig. Sprich über diese Passage (5,21–6,9). Was hältst du von dem, was hier geschrieben steht? (Wenn du bereits den Kolosserbrief gelesen hast, versuche Verbindungen zwischen den Aussagen dort und im Epheserbrief für unser heutiges Leben herzustellen!)
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?