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Das Buch Daniel

zur Auswahl

Das Buch Daniel hat zwei Teile: Die ersten sechs Kapitel enthalten Geschichten über den Propheten Daniel, der im Exil in eine hohe Position am babylonischen Hof kommt, und als Jude in dieser potenziell feindseligen Umgebung zu überleben versucht. Die letzten sechs Kapitel enthalten eine Reihe von Visionen über die Zukunft und Gottes Eingreifen in dieser Zukunft. Um die Komplexität des Buches noch zu erhöhen, wurde es in zwei verschiedenen Sprachen verfasst: 2,4–7,28 sind auf Aramäisch geschrieben, während 1,1–2,3 und 8,1–12,13 auf Hebräisch abgefasst wurden.

Zeitaufwand

Vollständige Lesezeit: ca. 1,5 Stunden
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–21; 6,1–28; 7,1-28; 12,1–13

Genre

Geschichte / Biblische Apokalyptik

Inspirierende Zitate

„Gepriesen sei der Name Gottes in alle Ewigkeit; denn Gott verfügt über Macht und Weisheit. Er verändert das Bestehende und gibt allem seine Frist; er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Klugen ihren Verstand. Er enthüllt, was tief verborgen ist, er sieht, was im Dunkeln ist; doch ihn selbst umstrahlt reinstes Licht.“ (Daniel 2,20-22)

„Zur Zeit dieser beiden Königreiche aber wird der Gott des Himmels sein Reich errichten, das niemals untergehen wird; kein anderes Volk wird danach noch zur Herrschaft kommen und dieses Reich ablösen.“ (Daniel 2,44a)

„Viele, die in der Erde schlafen, werden erwachen, die einen zu ewigem Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. Die Einsichtigen werden leuchten wie der taghelle Himmel, und alle, die anderen den rechten Weg gezeigt haben, werden glänzen wie die Sterne für ewige Zeiten.“ (Daniel 12,2-3)

Übersetzung aus der Gute Nachricht Bibel

Herausforderung

Nach den fesselnden und inspirierenden Geschichten der Kapitel 1–6 sind die Visionen der Kapitel 7–12 viel schwieriger zu lesen. Außerdem widersprechen einige Details in den Geschichten den historischen Aufzeichnungen (z.B. einige Königsnamen), was Fragen darüber aufwirft, wie sie zu verstehen sind.

Über den Autor


Das Buch wird traditionell mit Daniel, dem Helden des Buches, in Verbindung gebracht, doch es ergeben sich dabei Probleme. Einige der mit den Geschichten in den Kapiteln 1–6 verbundenen Details lassen sich nur schwer mit Zeugnissen aus der babylonischen und persischen Zeit in Verbindung bringen. Auch Details in den Visionen der Kapitel 7–12 scheinen sehr detailliert über Ereignisse, die erst im zweiten Jahrhundert v. Chr. stattfanden, zu sprechen. Obwohl das Buch inhaltlich also im sechsten Jahrhundert v.Chr. zu spielen scheint, scheint es mehr Erkenntnisse über das zweite Jahrhundert v.Chr. zu geben.

Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Geschichten aus den Kapiteln 1–6 im sechsten Jahrhundert v.Chr. entstanden, aber über einen Zeitraum von 400 Jahren besprochen und nacherzählt worden waren, bis sie schließlich im zweiten Jahrhundert v.Chr., gemeinsam mit den Visionen in Kapitel 7–12, niedergeschrieben wurden. Dies würde Daniel zu einem Buch mit einer langen Entstehungszeit machen, welches in verschiedenen Kontexten zur Reflexion darüber verwendet wurde, wie man Gott in schwierigen Zeiten treu bleiben kann.

Was wissen wir über die Autorenschaft?

Daniel, ein junger Mann, war ein Mitglied der Aristokratie in Juda und wurde von den Babyloniern ins Exil verschleppt. Seine Weisheit und sein Können zeichneten ihn aus und er wurde zu einer einflussreichen Persönlichkeit am babylonischen Hof. Er diente dem König mit Geschick und Loyalität und blieb gleichzeitig Gott treu.

Zeitlicher Kontext

Das Buch Daniel erzählt eine andere Seite der Exilgeschichte als jene, die wir aus Jesaja, Hesekiel und Jeremia kennen. Das Exil wird als nationale Tragödie, die in den Menschen tiefe Narben hinterließ, beschrieben. Es besteht im Buch Daniel kein Zweifel daran, dass es für viele großes Leid mit sich brachte.

Für einige der ins Exil Verbannten lief es jedoch nicht nur schlecht. Für talentierte Menschen wie Daniel (und Esther) war es möglich, einflussreiche Positionen an den babylonischen und persischen Höfen zu erlangen, obwohl dies Herausforderungen mit sich brachte, wie man Gott in einer Situation treu bleiben konnte, in der er nicht als Gott anerkannt wurde.

Wie fühlten sich die Menschen?

Daniel offenbart andere Emotionen als andere Exilbücher. Im Gegensatz zum Buch der Klagelieder, das von der Trauer und dem Schmerz des Verlustes spricht, ist die Auseinandersetzung des Buches Daniel viel pragmatischer und denkt darüber nach, wie man in neuen Kontexten leben kann.

Art des Buches

Es handelt sich um ein Buch zur historischen Geschichte und Apokalyptik.

Die ersten sechs Kapitel ähneln stark anderen Geschichten im Alten Testament (z.B. Rut oder Ester). Diese Geschichten dienen dazu, über aktuelle Themen nachzudenken und Ratschläge zu geben (z.B. wie man Fremde behandelt – Rut; warum man Purim feiert – Ester; und wie man gottestreu in einem fremden Land lebt – Daniel).

Einen anderen Ton schlagen die letzten sechs Kapitel an: Sie bestehen aus Visionen, die in gewisser Weise an das Buch der Offenbarung erinnern. Sie schildern besondere Bestien und brutale Kämpfe zwischen Gut und Böse, aber hinter allem steckt die Gewissheit, dass Gott die Kontrolle hat.
Es gibt in der Bibel nur zwei vollständige Apokalypsen, nämlich Daniel und die Offenbarung. Außerhalb der Bibel war dies damals aber eine sehr gängige und weit verbreitete Form von Literatur – die häufigste sogar zwischen dem zweiten Jahrhundert v.Chr. und dem sechsten Jahrhundert n.Chr. Das Wort „Apokalypse“ bedeutet „Offenbarung“ und weist auf die Tatsache hin, dass alle diese Bücher darauf abzielen, Gottes Rolle in der Welt aufzuzeigen, selbst dort, wo er abwesend zu sein scheint.

Aufbau des Buches

1,1–21: Ein gesundes Leben führen
2,1–49: Traumdeutung
3,1–30: Der Feuerofen
4,1–37: Weitere Traumdeutung
5,1–31: Die Schrift an der Wand (Menetekel)
6,1–28: In der Löwengrube
7,1–28: Eine Vision der Tiere aus dem Meer und der Sieg des Menschensohnes
8,1–27: Der Widder und der Ziegenbock, die Gott herausfordern und verlieren
9,1–27: Ein Gebet von Daniel
10,1–12,13: Ein weiterer Kampf der Könige gegen Gott, mit einer ermutigenden Botschaft für die Gläubigen, die standhaft bleiben

Weiterführend

Das Thema, das die beiden sehr unterschiedlichen Hälften dieses Buches zusammenhält, ist die Treue in einer schwierigen Situation. Achte beim Lesen darauf!

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Hoffnung. Was symbolisiert den Hoffnungsgedanken in diesem Buch für dich?

Beiden Themen liegt der Glaube zugrunde, dass Gott sein Volk selbst aus der schlimmsten Situation befreien kann und wird. Denk darüber nach und auch darüber, wie dies im Buch kommuniziert wird!

Bedeutung für mich

Das Faszinierende an diesem Buch ist, wie es sich der Frage nähert, was man tun sollte, um Gott in einer Situation treu zu bleiben, in der Gott nicht anerkannt wird. Das ist eine sehr moderne Frage!
Denk beim Lesen darüber nach! Was können wir von Daniel darüber lernen, wie man in einer säkularisierten Welt den eigenen Glauben leben kann?

Diskussionsanregung

- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Welche ist deine Lieblingsgeschichte von Daniel und warum?
- Warum wurden deiner Meinung nach diese beiden sehr unterschiedlichen Hälften des Buches zusammengefügt? Normalerweise lesen wir nur die Kapitel 1–6. Was aber können wir lernen, wenn wir beide lesen?
- Was bedeutet es deiner Meinung nach, heute treu im Glauben zu leben (wie Daniel), in einer Welt, die Gott nicht anerkennt? Was sollten wir tun? Was sollten wir unterlassen?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?

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