2. Petrusbrief
Der 2. Petrusbrief ist ein Brief voller Sorge um die Gemeinschaft, in der der Autor sich befand. Niedrige moralische Standards, Streit, falsche Lehren, Unsicherheit über die mögliche Wiederkunft Jesu und Ansprüche auf Überlegenheit scheinen Probleme in der Gemeinschaft zu verursachen. Der Brief besticht durch seine blumige Sprache, aber auch durch seine tiefe Sorge um das Wohl der Kirche.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 10 Minuten
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–15; 2,1–10; 3,14–18
Genre
Brief
Inspirierende Zitate
„Ja, so ist es: Gott in seiner Macht hat uns alles geschenkt, was wir zu einem Leben in wahrer Frömmigkeit brauchen. Er hat es dadurch getan, dass er uns Jesus Christus erkennen ließ, ihn, der uns in seiner Herrlichkeit und Kraft berufen hat.“ (2. Petrus 1,3)
„Setzt deshalb alles daran, dass aus eurem Glauben sittliche Bewährung erwächst, aus der sittlichen Bewährung Erkenntnis, aus der Erkenntnis Selbstbeherrschung, aus der Selbstbeherrschung Standhaftigkeit, aus der Standhaftigkeit echte Frömmigkeit, aus der Frömmigkeit Liebe zu den Glaubensgeschwistern, aus der Liebe zu den Glaubensgeschwistern Liebe zu allen Menschen.“ (2. Petrus 1,5-7)
„Der Herr erfüllt seine Zusagen nicht zögernd, wie manche meinen. Im Gegenteil: Er hat Geduld mit euch, weil er nicht will, dass einige zugrunde gehen. Er möchte, dass alle Gelegenheit finden, von ihrem falschen Weg umzukehren.“ (2. Petrus 3,9)
Übersetzung aus Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Die Verurteilung derer, die den Glauben an die Wiederkunft Jesu nicht teilen, kann modernen Lesenden fast zwei Jahrtausende später Unbehagen bereiten. Viele Menschen stehen diesem Zugang heute skeptisch gegenüber.
Es wird wichtig sein, aufmerksam zu sein, wie du dich dabei fühlst. Wie stehst du zu diesem Thema?
Über den Autor
Die Urheberschaft wird „Simon Petrus, einem Diener und Apostel Jesu Christi“ (1,1) zugeschrieben. Interessanterweise unterscheidet sich dies ein wenig von der Einleitung vom 1. Petrusbrief: „Petrus, ein Apostel Jesu Christi“ (1. Petrus 1,1).
Die meisten Wissenschaftler glauben nicht, dass dieselbe Person sowohl den 1. als auch den 2. Petrusbrief geschrieben hat. Stil, Schwerpunkt und Inhalt sind in den beiden Briefen sehr unterschiedlich. Vielleicht möchtest du beide lesen und vergleichen. Was denkst du?
Was wissen wir über den Autor / die Autoren?
Petrus ist der bekannteste der zwölf ursprünglichen Jünger Jesu. Obwohl die anderen Evangelien nichts über seine Abstammung oder seinen Geburtsort sagen, identifiziert ihn das Johannesevangelium als Sohn des Johannes aus Bethsaida in Galiläa (Johannes 1,42-44). Im Markusevangelium scheint er, als er Jesus begegnete, in Kapernaum zu leben, oder zumindest seine Schwiegermutter (Markus 1,30). Er hatte auch einen Bruder namens Andreas (vgl. Matthäus 4,18; Johannes 1,44). Die Evangelien identifizieren Petrus alle als Fischer am See Genezareth, daher liegt die Annahme nahe, dass er nicht in griechischer Philosophie oder Rhetorik ausgebildet wurde.
Petrus wird in allen vier Evangelien als Jesus sehr nahestehend dargestellt, obwohl er regelmäßig Fehler machte, eine Tendenz, die schließlich dazu führte, dass er Jesus kurz vor seinem Prozess dreimal verleugnete. Die christliche Überlieferung besagt, dass Petrus der erste Bischof von Rom war und dort während der Herrschaft des Kaisers Nero (Mitte der 60er Jahre n. Chr.) gekreuzigt worden sei. Einige meinen auch, dass das Markusevangelium auf Petrus zurückgehende Informationen über das Leben und Sterben Jesu enthält.
Wenn der Brief nicht von Petrus geschrieben worden ist, wissen wir nichts über den Autor.
Zeitlicher Kontext
Das Herzstück des Briefes fragt, ob die Menschen weiterhin an die Wiederkunft Jesu glauben. Diese Frage deutet auf einen späteren Abfassungs-Zeitpunkt des Briefes hin, als die frühesten Nachfolger Jesu zu sterben begannen, da dies den Glauben der Verbliebenen erschütterte.
Viele Bibelwissenschaftler erwägen daher ein Datum um die 80er oder 90er Jahre. Chr. Zu bedenken ist dabei aber, wenn Petrus den Brief tatsächlich geschrieben hätte, müsste er vor seinem Tod Mitte der 60er Jahre n. Chr. datiert werden.
Wie fühlten sich die Menschen?
Beim Lesen zwischen den Zeilen fällt auf, dass verschiedene Personen die Grundlagen des christlichen Glaubens in Frage stellten. Es wäre naheliegend, dass sich die Leute ängstlich und verunsichert fühlten.
Art des Buches
Der Brief wird sichtlich mit Leidenschaft an ein bestimmtes Publikum gerichtet. Einige Bibelwissenschaftler argumentieren daher, dass „Testament“ eine bessere Beschreibung sein könnte, und legen nahe, dass sie Ermutigungen von Petrus kurz vor seinem Tod sein könnten.
Aufbau des Buches
1,1-2: Eröffnung und Begrüßung
1,3–11: Ein Ziel, das jede Mühe wert ist
1,12–15: Der Brief als Testament des Apostels
1,16–3,13: Unsere Hoffnung auf das Kommen des Herrn ist fest gegründet
3,14–18: Ermutigung und Warnung
Weiterführend
Beachte beim Lesen, wie wichtig der Charakter des Gläubigen für den Autor ist. Was macht, deiner Meinung nach, einen christlichen Charakter aus der Perspektive des 2. Petrusbriefs aus?
Achte auch auf die Bedeutung des Gerichts und der Wiederkunft Christi. Frage dich beim Lesen, warum dies in diesem Brief so wichtig ist!
Der 2. Petrusbrief lehnt „falsche Lehrer“ vehement ab – achte darauf, was er über sie sagt, und versuche herauszulesen, was den Autor daran so verärgert.
Bedeutung für mich
Denk über deine eigene Sichtweise der Wiederkehr Jesu nach – was hältst du von dem hohen Stellenwert dieses Themas im 2. Petrusbrief?
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Diskutiere über „falsche Lehrer“. Was macht deiner Meinung nach einen
„echten“ oder einen „falschen“ Lehrer aus? Ist das Thema heute noch so wichtig wie damals?
- Glaubst du an die Wiederkehr Jesu? Besprich in einer Gruppe: Gibt es (besonders nach dem Lesen des 2. Petrusbriefs) etwas, das dir unangenehm ist? Was wäre verloren, wenn wir aufhören würden, daran zu glauben?
- Denke über den christlichen Charakter nach – was sind deiner Meinung nach Kennzeichen des christlichen Charakters?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?