1. Korintherbrief
Bei diesem biblischen Buch handelt es sich um einen Brief von Paulus an die Christen in Korinth als Antwort auf einen Brief, den sie ihm geschickt hatten und in dem sie nach Leitlinien hinsichtlich Gottesdienst und praktischem Leben in der Gemeinde fragten. Auch Hinweise auf einen davon unabhängigen Bericht von „Chloës Leuten“ an Paulus existieren, auf den er ebenfalls reagierte. Der Kern der Antwort von Paulus in den Kapiteln 12 und 13 besagt, dass die Christen in Korinth sich all den ethischen Dilemmata, mit denen sie konfrontiert waren, und all den Konflikten, die sie erlebten, in dem Wissen nähern sollten, dass sie alle Glieder des einen Leibes Christi seien und dass sie einander in Liebe begegnen sollten.
Zeitaufwand
Vollständige Lesezeit: ca. 1 Stunde
Hast du weniger Zeit? Lies nur 1,1–17; 5,1–13; 11,2–13; 15,1–58
Genre
Brief / Epistel
Inspirierende Zitate
Die Botschaft, dass für alle Menschen am Kreuz die Rettung vollbracht ist, muss denen, die verloren gehen, als barer Unsinn erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren darin Gottes Kraft. (1. Korinther 1,18)
Wisst ihr nicht, dass ihr als Gemeinde der Tempel Gottes seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? (1. Korinther 3,16)
Und wenn ich all meinen Besitz verteile und den Tod in den Flammen auf mich nehme, aber ich habe keine Liebe – dann nützt es mir nichts. Die Liebe ist geduldig und gütig. Die Liebe eifert nicht für den eigenen Standpunkt, sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Die Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus, sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach. Sie ist nicht schadenfroh, wenn anderen Unrecht geschieht, sondern freut sich mit, wenn jemand das Rechte tut. Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld (...) Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber schauen wir Gott von Angesicht. Jetzt kennen wir Gott nur unvollkommen; dann aber werden wir Gott völlig kennen, so wie er uns jetzt schon kennt. Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe. (1. Korinther 13,3-7.12-13)
Ich habe an euch weitergegeben, was ich selbst als Überlieferung empfangen habe, nämlich als Erstes und Grundlegendes: Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, und wurde begraben. Er ist am dritten Tag vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war. (1. Korinther 15,3-4)
Übersetzung aus Gute Nachricht Bibel
Herausforderung
Die wahrscheinlich herausforderndsten Stellen sind diejenigen, die Aussagen des Paulus über Sexualethik in den Kapiteln 5–7 enthalten. In 1. Korinther 7,1 wird ein Schreiben der Korinther an Paulus zitiert, dem er widersprach: „Das Beste ist es, wenn ein Mann überhaupt keine Frau berührt.“
Ebenso können Paulus’ Kommentare über Männer und Frauen in 1. Korinther 11 und „Reden in unbekannten Sprachen“ in 1. Korinther 14 diskutiert werden.
Über den Autor
Autor des 1. Korintherbriefes war Paulus. Am Anfang des Briefes wird zusätzlich sein Begleiter Sosthenes angeführt.
Was wissen wir über die Autorenschaft?
Paulus ist eine prägende Gestalt der frühen Christenheit. Bevor er Jesus Christus auf dem Weg nach Damaskus begegnete, war er ein eifriger Pharisäer, der sich bemühte, die Reinheit des Judentums zu bewahren. Nach seinem Erlebnis auf der Straße nach Damaskus wandte er sich mit Eifer der Verkündigung von Jesus Christus zu. Zuerst missionierte er die Juden, danach die Nicht-Juden.
Dies brachte ihn in Konflikt mit einigen anderen frühen Christen, nicht zuletzt Petrus, die dachten, dass Nachfolger Jesu Christi zuerst zum Judentum konvertieren sollten. Paulus reiste durch den östlichen Teil des Römischen Reiches (vor allem durch die heutige Türkei und Griechenland), um die gute Botschaft von Jesus Christus zu verkünden und während seiner Reisen christliche Gemeinden zu gründen. Paulus schrieb auch zahlreiche Briefe, die im Neuen Testament überliefert sind. Der 1. Korintherbrief ist einer der bekanntesten.
Sosthenes: Das einzige andere Mal, dass jemand namens Sosthenes im Neuen Testament erwähnt wird, findet sich in der Apostelgeschichte 18,12–17. Sosthenes wird dort als der Synagogenvorsteher in Korinth erwähnt. Während es zwar Sinn machen würde, dass er in seiner Funktion mit Paulus geschrieben hätte, fehlt immer noch die Erklärung, warum er Korinth verlassen hätte und anschließend mit Paulus gereist wäre.
Zeitlicher Kontext
Paulus gründete die Gemeinde in Korinth in den frühen 50er-Jahren, und es wird angenommen, dass der 1. Korintherbrief nur wenige Jahre später, in den Jahren 53–54 n.Chr. geschrieben wurde.
Wie fühlten sich die Menschen?
Die Beziehung zwischen den Korinthern und Paulus war durchwegs schwierig und wurde durch den Korintherbrief tatsächlich weiter verkompliziert. Die Korinther schienen sehr zuversichtlich und glaubenssicher, sie verhielten sich aber wenig rücksichtsvoll untereinander.
Art des Buches
Es handelt sich um eine Epistel oder einen Brief. Wie bei allen Briefen des Paulus handelt es sich auch hier um einen Brief, der sich mit den besonderen Anliegen und Problemen seiner Empfänger befasst. Möglicherweise mehr als in jedem anderen Brief ging Paulus in 1. Korinther sowohl auf das ein, was er über die Korinther gehört hatte, als auch auf die Fragen, die sie ihm in einem früheren Brief geschickt hatten. Seinen Antworten auf diese Fragen ist normalerweise „Ihr sagt…“ vorangestellt (7,1; 7,25; 8,1; 12,1; 16,1 und 16,12).
Aufbau des Buches
1,1–9: Begrüßung und Danksagung
1,10–6,20: Paulus’ Besorgnis über das, was er über die Gemeinde in Korinth hörte
1,10–4,21: Spaltungen in der Gemeinde
5,1–6,20: Fehlende Rechenschaftspflicht einander gegenüber
7,1–14,40: Antwort von Paulus auf die ihm gestellten Fragen
7,1–40: Über die Ehe
8,1–11,1: Zur Verantwortung für andere
11,2–33: Zum Verhalten in der Kirche und beim Abendmahl
12,1–13,13: Über Geistesgaben
14,1-40: Über Prophetie und Anbetung
15,1–58: Warum die Auferstehung von den Toten alles verändert
16,1–12: Über die Bedeutung des Gebens und die Reisepläne des Paulus
16,13–24: Schlussgrüße
Weiterführend
Was Paulus über Konflikt und Einheit zu sagen hat, zieht sich durch das ganze Buch. Frage dich, was Paulus heute für die Kirche empfehlen würde.
Das beliebteste Kapitel in 1. Korinther ist Kapitel 13. Lies dir genau durch, was Paulus in Kapitel 13 über die Liebe sagt, und halte Ausschau nach ähnlichen Themen im restlichen Buch.
Einer der bedeutendsten Abschnitte in 1. Korinther ist Kapitel 15, in dem Paulus über die Auferstehung spricht – was sie bedeutet und warum sie so wichtig ist. Achte auf dieses Thema sowohl hier als auch an anderen Stellen des Buches.
Bedeutung für mich
Paulus spricht zu mehreren Gruppen, die miteinander im Konflikt stehen, die aber alle glauben, dass sie im Recht sind. Denk beim Lesen darüber nach, was wir daraus heute noch über das Leben mit Konflikten lernen können.
Diskussionsanregung
- Welche speziellen Abschnitte im Buch gefielen dir sehr bzw. konnten dich besonders inspirieren?
- Welche Teile des Buches missfielen dir oder bereiteten dir Schwierigkeiten?
- Was denkst du: Wovon handelt das Buch?
- Hinter dem 1. Korintherbrief liegt viel Spaltung und Konflikt. Hast du aus dem Brief etwas darüber gelernt, wie man heute in unseren Gemeinden mit Konflikten umgeht?
- Verbringe einige Zeit damit, in Kapitel 12 über das Bild des Paulus vom Leib Christi zu sprechen. Dieses Bild machte für Leser des ersten Jahrhunderts n.Chr. sehr viel Sinn. Gibt es ein Bild, das für dich heute sinnvoller wäre?
- In welcher Beziehung stehst du zu Kapitel 15 und der langen Erörterung von Paulus über die Auferstehung? Was denkst du, wird nach deinem Tod passieren – stimmt es mit dem überein, was Paulus sagt, oder ist es ganz anders? Besprich dich in deiner Gruppe und sammle Vorstellungen darüber!
- Wenn du möchtest, kannst du auch darüber sprechen, was Paulus in den Kapiteln 11 und 14 über Frauen, Männer und die Gemeinde sagt. Was, glaubst du, hat er gemeint? Was könnte das heute bedeuten?
- Was hat dich berührt, deinen Glauben erweitert oder deine Gedanken über dein Leben und dein Verhalten verändert?